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19.09.2024 FUEL & GAS LOGISTICS

Die Kunden entscheiden

Egal, ob 15 Millionen Elektrofahrzeuge bis 2030 oder 500.000 Wärmepumpen pro Jahr, die politischen Ziele rücken aktuell in immer weitere Ferne. Es zeigt sich überall, dass Strom allein nicht die einzig seligmachende Lösung für jeden Anwendungsfall ist. Hinzu kommt, dass der Bau von Überland- und Verteilnetzen sowie Stromspeichern oder neuen Kraftwerken, die die fluktuierende Erzeugung von Wind- und Sonnenstrom kompensieren können, nicht vorankommt und hunderte Milliarden verschlingen wird.

Überdies sind Wärmepumpen trotz lukrativer Förderung vor allem dann teuer, wenn sie in Bestandgebäuden umfangreiche Sanierungsmaßnahmen erfordern. Und die Gesamtkosten für Elektroautos liegen nach einer ADAC-Analyse in vielen Fällen über denen für vergleichbare Verbrenner-Fahrzeuge. Trotz hohen Rabatten und Preissenkungen wirkt sich bei den Stromern besonders der hohe Wertverlust negativ aus. Angesichts der raschen technologischen Entwicklung in diesem Segment dürfte sich dies auch nicht so schnell ändern. Auch Themen wie Reichweite, Ladestruktur oder Fahrzeugpreise lassen die Kunden beim E-Auto zögern, wie beispielsweise eine Umfrage der Europäischen Beobachtungsstelle für alternative Kraftstoffe ergab. Hinzu kommen teilweise hohe Reparaturkosten.

Wie eine im August veröffentlichte Umfrage der ADAC-Autoversicherung belegt, interessieren sich vor allem junge Menschen unter 30 für ein E-Auto. In der Gruppe der 30 bis 49-Jährigen würden sich auch noch knapp die Hälfte prinzipiell für den Batterieantrieb entscheiden (23 Prozent bestimmt, 24 Prozent wahrscheinlich). Ältere Autokunden neigen dagegen mehrheitlich zum klassischen Verbrenner.

Die Marktdaten fallen entsprechend aus:

Im laufenden Jahr wurden bis einschließlich Juli nach Angaben des Kraftfahr-Bundesamtes knapp 215.000 reine batterieelektrische Pkw (BEV) zugelassen. Im Vorjahr waren es im gleichen Zeitraum noch fast 270.000 Fahrzeuge. Damit sank der durchschnittliche BEV-Anteil bei den Neuzulassungen von rund 16 auf etwas weniger als 13 Prozent. Um das Ziel der Bundesregierung von 15 Millionen Elektroautos bis 2030 noch zu schaffen, müssten rein rechnerisch ab sofort jeden Monat etwa 190.000 Stromer neu auf die Straße kommen. Das ist rund das Fünffache vom gegenwärtigen Wert.

Die Kaufzurückhaltung ist dabei nicht nur ein rein deutsches Phänomen. Nach Erhebungen des europäischen Verbandes der Automobilhersteller (ACEA) sank im Juli dieses Jahres die Nachfrage nach reinen Stromern EU-weit um fast 11 Prozent gegenüber dem vergangenen Jahr.

Für die Automobilhersteller bahnt sich hier ein Problem an. Sie müssen den Anteil an verkauften Elektrofahrzeugen deutlich steigern, um die von der EU vorgegebenen CO2-Minderungsziele in ihren Gesamtflotten zu schaffen und hohe Strafzahlungen zu vermeiden.

Während also im Automarkt weiterhin der überwiegende Teil der Neufahrzeuge – einschließlich der Hybrid- und gasbetriebenen Modelle – mit einem Verbrennungsmotor ausgerüstet ist, existieren im Gebäudebereich noch immer fast fünf Millionen Öleizungen und etwa 620.000 Flüssiggaskessel, wie die aktuelle Erhebung des Schornsteinfegerhandwerks ergab. Nach der neuesten Marktanalyse des Bundesverbandes der Deutschen Heizungsindustrie liegt derzeit ausschließlich die Nachfrage nach Ölheizgeräten im Plus, während alle anderen Gerätegruppen – von Gas über Biomasse bis zu Wärmepumpen – ein teilweise deutliches Minus verkraften müssen.

Was bedeutet das für die Logistik?

Einerseits wird der Markt für flüssige Brenn- und Kraftstoffe langfristig kleiner. Aber mit einem plötzlichen, abrupten Ende ist nicht zu rechnen. Vielmehr bieten CO2-neutrale synthetische Kraft- und Brennstoffe wie HVO oder eFuels nachhaltige Optionen für Mobilität und Wärmegewinnung.

Der Bedarf an Transportleistung für diese Märkte wird demzufolge in den kommenden Jahren weiterhin bestehen. Vor allem außerhalb der Großstädte gilt es die Versorgung von dezentralen Heizanlagen sicherzustellen und das deutsche Tankstellennetz mit seinen mehr als 14.000 Stationen muss täglich zuverlässig beliefert werden. Schließlich sind heute etwa 61 Millionen Kraftfahrzeuge auf deutschen Straßen unterwegs, die zu mehr als 95 Prozent mit Verbrennungsmotoren ausgerüstet sind. Die verschwinden nicht einfach, selbst wenn es in rund sechs Jahren 15 Millionen BEV gäbe.

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