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18.06.2024 FUEL & GAS LOGISTICS

Wie steht es um die Wasserstoff-Mobilität?

Für Logistiker wäre Wasserstoff als Antriebsenergie eine vorteilhafte und CO2-freie Alternative. Vergleichsweise kurze Ladezeiten, hohe Reichweiten, das Gewicht der Tanks ist geringer als das der Batterien für gleichwertige Elektro-Lkw. Für lange Strecken und gerade für den Schwerlastverkehr könnte Wasserstoff also durchaus Vorteile bieten.

Volvo Trucks hat gerade angekündigt, Lkw mit Wasserstoff-Verbrennungsmotoren auf den Markt zu bringen. Entsprechende Straßentests sollen 2026 beginnen. Die Markteinführung ist für Ende dieses Jahrzehnts geplant.

Schon im September 2023 meldete Daimler Truck, dass ein für den öffentlichen Straßenverkehr zugelassener Prototyp des Mercedes-Benz GenH2 Truck im Rahmen des Daimler Truck #HydrogenRecordRun eine Strecke von 1.047 Kilometer mit einer Tankfüllung flüssigem Wasserstoff zurückgelegt hat. Bereits 2020 verkündete Daimler Truck, in einem hohen Maße in die Wasserstofftechnologie investieren zu wollen. Dabei setzt das Unternehmen auf erneuerbaren flüssigen Wasserstoff. Für die Testfahrt des Mercedes-Benz GenH2 Truck wurde -253 Grad Celsius tiefkalter Flüssigwasserstoff in zwei jeweils seitlich am Fahrgestell montierte 40 kg Tanks gefüllt, wie das Unternehmen berichtet. Ab Mitte des laufenden Jahres soll die kundennahe Erprobung dieser Fahrzeuge starten.

Doch gleichzeitig zu solchen optimistischen Meldungen sind die deutschen Wasserstoff-Pläne und die Entwicklung der Wasserstoff-Mobilität ins Stocken geraten. Im Pkw-Bereich stehen in Deutschland derzeit nur zwei Modelle zur Verfügung: Toyotas Mirai und Hyundais Nexo. Entsprechend gering ist die Zahl an Neuzulassungen. Von Januar bis April waren es laut Statistik nur 39.

Doch auch bei den Lkw sieht es nicht gerade rosig aus. Zu Beginn des Jahres gab es in Deutschland nicht einmal 100 Brennstoffzellen-Lkw. Der Grund dürfte im Preis liegen. Denn für ein Logistik-Unternehmen ist ein wasserstoffbetriebener Lkw im Vergleich zu einer herkömmlichen Diesel-Zugmaschine um das Drei- bis Vierfache teurer. Hinzu kommen die Betriebskosten, die derzeit etwa doppelt so hoch liegen wie die Ladekosten für einen batteriebetriebenen Lkw.

Auch auf der Tankstellenseite geht es nicht so recht voran. Aktuell wird von 90 öffentlichen Wasserstofftankstellen für Pkw und von 20 Stationen für schwere Nutzfahrzeuge in Deutschland gesprochen. Erste Stationen werden wegen Unwirtschaftlichkeit sogar bereits wieder abgebaut.

Wie aus Fachkreisen berichtet wird, bekommen beispielsweise Kommunen, die auf Wasserstoffbusse umsteigen wollen, nun Probleme, die dazu nötige Tankstelle zu errichten. Grund sind ausbleibende Fördergelder.

Insgesamt scheint das Thema Wasserstoff-Mobilität an politischem Zuspruch zu verlieren, obwohl die Bundesregierung bekräftigt hat, die Verpflichtungen aus der EU-Verordnung über den Aufbau einer Infrastruktur für alternative Kraftstoffe (AFIR) zu erfüllen. Danach müssten ab 2030 entlang des Transeuropäischen Verkehrsnetzes (TEN-V) alle 200 Kilometer und an allen städtischen Knotenpunkten Wasserstoff-Tankstellen errichtet werden. Das geht nicht ohne den massiven Einsatz staatlicher Gelder, die aber immer knapper werden.

Gleichzeitig wird das Referat 25 (Wasserstoff und Brennstoffzellen in der Mobilität) im Bundesverkehrsministerium (BMDV) faktisch aufgelöst und auf andere Referate verteilt. Wegen Unregelmäßigkeiten bei der Vergabe von Förderbescheiden hatte das BMDV im Februar 2024 die Vergabe von Fördergeldern für H2-Projekte gestoppt. Zudem sprachen sich die Mitglieder des Sachverständigenrats, der die Bundesregierung berät, mehrheitlich für eine Elektrifizierung des Schwerlastverkehrs aus.

Auch der Ausbau des geplanten Wasserstoff-Kernnetzes in Deutschland verzögert sich. Wie der Deutschlandfunk Anfang April meldete, soll das zehntausend Kilometer lange Netz nicht wie ursprünglich von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck vorgesehen bis 2032, sondern spätestens bis 2037 fertiggestellt werden.

Ebenso ist noch fraglich, wie der künftige Wasserstoffbedarf hierzulande gesichert werden kann.

Es gilt also noch eine Reihe von Hürden zu überwinden, bis Wasserstoff als Antriebsenergie eine wirkliche Rolle spielen kann.

Mercedes-Benz GenH2 Truck bei der Betankung
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