News
News
Ladeinfrastruktur muss stimmen
Das größte Nadelöhr, um die Elektrifizierung des Straßenverkehrs voranzutreiben, ist noch die unzureichende EU-weite Ladeinfrastruktur. Nach Berechnungen des Europäischen Verbands der Automobilhersteller (ACEA) werden bis 2025 rund 10.000 bis 15.000 leistungsstärkere öffentliche Ladepunkte benötigt.
Bis 2030 seien 40.000 bis 50.000 Ladepunkte nötig, die Mehrzahl davon Hochleistungsladepunkte mit mehr als 500 kW. Außerdem sind laut ACEA bis 2030 40.000 öffentliche Nachtladestationen mit geringer Leistung (100 kW) auf Lkw-Parkplätzen entlang der Autobahnen erforderlich, um einen effektiven Einsatz von E-Lkw zu ermöglichen.
Aktuell gibt es über 6.000 verfügbare E-Lkw-taugliche Ladepunkte in Europa – ein deutliches Wachstum gegenüber den knapp 3.600 Ladepunkten im Vorjahr. Es geht also voran.
Auch ein aktueller ADAC Test an 40 Rastanlagen entlang der wichtigsten Autobahnrouten sieht die Ladeinfrastruktur für Elektroautos als Verbesserungswürdig an. 16 dieser 37 Anlagen, also 43 Prozent, boten ausschließlich Ladesäulen mit unter 150 kW Ladeleistung an, mehrheitlich konnte Strom hier sogar nur mit bis 50 kW geladen werden - zu wenig, um kurze Ladezeiten zu ermöglichen.
Neben der Ladeleistung hat der ADAC auch die Anzahl der Ladepunkte untersucht. Sechs der 21 Rastanlagen mit Ladesäulen von 150 bis 350 kW verfügten lediglich über maximal drei Ladepunkte – ein zeitgemäßer Ladepark sollte nach Ansicht des ADAC mindestens zehn bieten. Durchschnittlich kamen die 21 Rastanlagen nur auf einen Wert von gut vier Ladepunkten ab 150 kW.
Flugfeldfahrzeuge – Pioniere bei alternativen Antrieben
Bereits heute können Tankfahrzeuge (Tkw) vom Typ AT – also solche für Heizöl und Dieselkraftstoff – mit einem batterieelektrischen Antrieb ausgestattet sein. Ab 1. Januar 2025 trifft das auch auf FL-Fahrzeuge zu, mit denen leichter entzündbare Stoffe wie beispielsweise Benzin transportiert werden können. In der Praxis sind solche Fahrzeuge aber noch nicht anzutreffen. Einerseits ist es nach Einschätzung aus dem Energiehandel kaum möglich, einen batterieelektrisch betriebenen Tkw wegen seiner hohen Anschaffungskosten wirtschaftlich darzustellen – vor allem nicht als Verteilerfahrzeug. Andererseits ist es fraglich, ob ein Raffineriebetreiber oder Lagerhalter ein solches Fahrzeug aus Sicherheitsgründen überhaupt an seine Ladestelle fahren lässt.
Ganz anders sieht das im Flugfeldbereich aus. Hier bleiben die Elektro-Fahrzeuge auf dem Gelände des Betreibers und können zeigen, welche Vorteile ein E-Antrieb im Tkw-Bereich hat. Überdies stehen die Flughafenbetreiber besonders unter Druck, ihre CO2-Emissionen zu senken. Ein Elektro-Tankwagen, kann dazu einen ordentlichen Beitrag leisten.
Mehrere Fahrzeughersteller sind in diesem Geschäftsfeld aktiv.
eEconic Esterer Aviation Refueller
So etwa am Flughafen Stuttgart, der bereits Maßstäbe für einen nachhaltigen Luftverkehr setzt. Für das vom Bundeswirtschaftsministerium geförderte Forschungsprojekt „finalize!“ hat sich das Unternehmen mit starken Partnern zusammengeschlossen, die ihre jeweilige Expertise einbringen und gemeinsam das Vorfeld von morgen gestalten. Einer dieser Partner ist der Fahrzeugbauer Esterer aus Helsa, der schon seit vier Jahrzehnten Spezialfahrzeuge für den Flugfeldbereich entwickelt und baut.
Mitte des laufenden Jahres wurde der in enger Zusammenarbeit mit Daimler Truck entwickelte weltweit erste vollelektrische Tankwagen der 40-Kubikmeter-Klasse übergeben. Der neue „eEconic Esterer Aviation Refueller“ verfügt über eine direkte Energieabnahme zur Betankung und ist dafür ausgelegt, ein breites Spektrum an Flugzeugtypen mit Treibstoff zu versorgen. Eine weitere Besonderheit des serienreifen E-Tankfahrzeugs ist die Datenübertragung in Echtzeit.
Esterer hat nach eigenen Aussagen weltweit als einziges Unternehmen mit eigener Expertise eine spezielle Batterietechnologie für die Betankung entwickelt. Vom Konzept über technische Lösungen bis hin zu Komponentenauswahl, Einkauf und Produktion ist der gesamte Entstehungsprozess bei Esterer verankert. Dieses Know-how ist in die erfolgreiche Entwicklung des eEconic Esterer Aviation Refueller eingeflossen.
Mercedes-Benz und ROHR: Vollelektrischer Tkw für Hubschrauberbetankung
In Kooperation zwischen Mercedes-Benz Special Trucks hat ROHR Spezialfahrzeuge aus Straubing ein elektrisches Hubschrauber-Betankungsfahrzeug umgesetzt.
Der Mercedes-Benz eEconic betankt erstmals Hubschrauber.
Airbus Helicopters in Donauwörth setzt den vollelektrischen Lkw von Mercedes-Benz Special Trucks seit einigen Wochen ein. Die ersten Erfahrungswerte von Airbus Helicopters zeigen: Mit der installierten Batteriekapazität kann das Tankfahrzeug im normalen Betrieb etwa eine Woche ohne Zwischenladen genutzt werden. Der Tankaufbau für den Flugkraftstoff mit SAF-Anteil (Sustainable Aviation Fuel) stammt von ROHR Spezialfahrzeuge. Die Experten von ROHR und Mercedes-Benz Special Trucks haben die Integration von Tank und Basisfahrzeug gemeinsam umgesetzt. Die Erweiterung des Fuhrparks um das vollelektrische Betankungsfahrzeug soll die Emissionen der Abfertigungsflotte senken und das direkte Fahrzeugumfeld für die Mitarbeiter zu einem angenehmeren Arbeitsort machen.
Der Mercedes-Benz eEconic hat trotz des langen Radstands von 5.5 Metern dank der gelenkten Hinterachse einen verhältnismäßig engen Kurvenradius. So kann das etwa elf Meter lange Basisfahrzeug problemlos zwischen dem Bodenpersonal, anderen Fahrzeugen, landenden Helikoptern und startenden Rotorblättern rangieren.
Der eEconic hat eine E-Achse mit integrierter Antriebseinheit sowie zwei Elektromotoren, die 330 kW Dauerleistung generieren. Die Batteriepakete des eEconic können mit bis zu 160 kW geladen werden. Da die Pumpe des Tankaufbaus ebenfalls auf die Fahrzeugbatterien zurückgreift, wird durch nur einen Ladevorgang die Energieversorgung zum Fahren und Tanken sichergestellt. Durch Rekuperation kann zudem elektrische Energie zurückgewonnen werden, was die Einsatzzeit des Betankungsfahrzeugs ohne Zwischenladen erhöht.
Das Fahrzeug ist mit einem speziellen Tankaufbau von Rohr mit einer Nutzkapazität von 16.500 Litern ausgestattet.