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Es knirscht im Getriebe der E-Mobilität
Betrachtet man die aktuellen Daten des Kraftfahrt-Bundesamtes (KBA), läuft es derzeit mit der Elektromobilität nicht so rund, wie Regierungspolitiker in Brüssel und Berlin oder die Autoindustrie geplant haben. Die Lust der Kunden auf ein neues E-Auto scheint eher nachzulassen als zuzunehmen. Was sich schon Ende des vergangenen Jahres abzeichnete und von so manchem Autoexperten prognostiziert wurde, ist inzwischen eingetreten.
Während die Zahl der neu zugelassenen Personenkraftwagen (Pkw) mit 217.388 im Februar 2024 insgesamt 5,4 Prozent über dem Vorjahreswert lag, zeigte die Nachfrage nach reinen Elektroautos – kurz BEV für Battery Electric Vehicle – mit einem Minus von über 15 Prozent deutliche Schwächen.
Und was den E-Auto-Protagonisten zusätzlich zu denken geben sollte: Ausgerechnet die Verbrenner, die als Neuwagen ab 2035 in der EU ganz vom Markt verdrängt werden sollen, erfreuten sich wieder steigender Beliebtheit. Benziner legten um 2,3 Prozent und Diesel-Pkw sogar um 9,7 Prozent zu. Den stärksten Zuwachs verzeichneten Plug-in-Hybride mit stolzen 22,3 Prozent.
Was verhagelt die Kauflaune?
Doch was hat die Kauflaune bei E-Fahrzeugen so schwinden lassen? Dafür gibt es sicherlich sehr unterschiedliche Gründe. Schließlich hat auch jede Autokäuferin und jeder Autokäufer ganz eigene Vorstellungen, wie das neue Traumauto beschaffen sein soll und was es zu leisten hat. Das Ende der als Umweltbonus bezeichneten Kaufprämie für E-Autos wird dabei wohl eine Rolle gespielt haben, dürfte aber nicht die einzige Ursache sein.
Die E-Mobilität leidet noch an einigen Kinderkrankheiten, die so manche Kunden abschrecken, obwohl der batterieelektrische Nachwuchs schon etliche Entwicklungsjahre hinter sich hat: Die nach wie vor vergleichsweise geringe Reichweite, hohe Anschaffungskosten und im ländlichen Raum sowie vor allem in Osteuropa fehlende Ladesäulen. Das erschwert den Langstreckentransport mit elektrischen Lkw ebenso wie die Urlaubsfahrt in solche Regionen.
Gerade für gewerbliche Kunden, die E-Autos für größere Fuhrparks kaufen, kommen noch weitere Risikofaktoren hinzu wie hohe Reparaturkosten, teils sogar bei eher kleinen Schäden – und vor allem die unsicheren Restwerte der E-Fahrzeuge, die einerseits durch die Rabattschlachten einiger Autohersteller unter Druck geraten sind. Andererseits leiden gebrauchte E-Autos dank der rasanten technischen Entwicklung in diesem Segment unter einem hohen moralischen Verschleiß.
So hat der Autovermieter Sixt sich Ende vergangenen Jahres von Tesla verabschiedet und der US-Autovermieter Hertz ersetzt wegen zu hoher Kosten Tausende E-Autos durch Modelle mit Verbrennungsmotor.
15 Millionen in weiter Ferne
All das schlägt sich nicht nur in der Absatzstatistik, sondern auch bei der Bestandsentwicklung der E-Autos in Deutschland nieder. Auch im Jahr 2023 klaffte zwischen den Neuzulassungen und dem Bestand an Stromern eine erhebliche Lücke. Im vergangenen Jahr wurden rund 524.000 neue BEV zugelassen. Der Bestand legte aber nur um 396.000 zu. Es werden also viele neue E-Autos nur wenige Monate nach ihrer Erstzulassung ins Ausland weiterverkauft.
Das Problem: Das Ziel der Bundesregierung, dass bis 2030 rund 15 Millionen Elektrofahrzeuge auf Deutschlands Straßen rollen, wird immer unwahrscheinlicher. Es lässt sich feststellen: Dafür müssten pro Jahr etwa zwei Millionen Neufahrzeuge zugelassen werden – und zwar ausschließlich E-Autos. Bisher waren es selbst im Spitzenjahr 2023 weniger als 500.000. Die Nachfrage müsste sich also vervierfachen. Für dieses Jahr wird indes eher mit einem Rückgang gerechnet.
Vorteile müssen sich erst erweisen
Dabei haben E-Autos durchaus ihre Vorzüge. Für Kurzstrecken ideal, kurven sie abgasfrei und leise durch die Straßen. Und ihr Wirkungsgrad ist gegenüber Verbrennern um ein Vielfaches höher. Beim Bremsen gewinnen sie sogar Energie zurück. Welcher Verbrenner kann das schon. In einer umfangreichen Untersuchung hat der ADAC gerade erst die Effizienz und Vorteile der sogenannten Rekuperation unter die Lupe genommen und festgestellt, dass E-Autos im Durchschnitt 22 Prozent der Energie, die sie aus der Batterie entnehmen, wieder zurückgewinnen.
Manko: Stromkosten
Allerdings: Wer nicht gerade seinen Strom aus der eigenen PV-Anlage nutzt, sieht sich mit hohen Stromkosten konfrontiert. Und die werden wohl so schnell nicht sinken. Denn rund die Hälfte des Strompreises setzt sich in Deutschland aus staatlichen Steuern, Abgaben und Umlagen sowie Netzentgelten zusammen. Gerade letztere steigen immer weiter, denn der Ausbau der Infrastruktur für die Verteilung und Speicherung von Wind- und Sonnenstrom ist noch längst nicht abgeschlossen.
Nun hat auch noch der Bundesrechnungshof in seinem Anfang März veröffentlichten Sonderbericht zur Umsetzung der Energiewende festgestellt, dass „die sichere Versorgung gefährdet ist, der Strom teuer, während die Bundesregierung die Auswirkungen der Energiewende auf Landschaft, Natur und Umwelt nicht umfassend bewerten kann“, so der Chef der Behörde, Kay Scheller.
Das schafft nicht gerade Vertrauen. Immerhin sind die Automobilisten an Transparenz und Komfort gewöhnt: Tanken kann man überall und die Preise lassen sich weithin sichtbar bestens vergleichen.
Hinzu kommt: Bei dem noch immer hohen Anteil fossiler Quellen für die Stromerzeugung ist das E-Auto auch nicht wirklich ökologisch. Da müssen wohl noch einige Elektronen durch die Leitung sausen, bis die E-Mobilität so richtig erwachsen ist.