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Elektrifizierung des Verkehrs – sind die Ziele realistisch?
Nach den noch vorläufigen Zahlen des Umweltbundesamtes hat der Verkehrssektor auch im vergangenen Jahr seine CO2-Emissionsziele nicht erreicht. Um hier auf Klima-Kurs zu kommen und die bestehende Emissionsminderungslücke im Verkehr bis 2030 zu schließen, hat der Mobilitätsgipfel Anfang Januar 2023 das Ziel bekräftigt, bis zu diesem Jahr mindestens 15 Millionen vollelektrische Autos (BEV) auf Deutschlands Straßen zu bringen.
Am 1. Januar 2023 waren hierzulande laut Kraftfahrt-Bundesamt reichlich eine Million Elektro-(BEV)-Pkw unterwegs Das ist zwar ein neuer Höchststand und eine deutliche Steigerung zum Vorjahr, zeigt aber, wie groß das Delta zum Ziel der Bundesregierung noch ist. Um das zu schaffen, müssten jedes Jahr im Durchschnitt 1,8 Millionen rein batteriebetriebene Pkw hinzukommen. Das würde rund eine Verfünffachung der aktuellen monatlichen Zulassungszahlen neuer E-Autos bedeuten. Oder anders ausgedrückt: Etwa 68 Prozent aller Fahrzeugkunden müssten sich in den kommenden acht Jahren für ein BEV entscheiden. In 2022 lag der Wert bei knapp 18 Prozent und sank in den ersten beiden Monaten des laufenden Jahres sogar wieder auf durchschnittlich 13 Prozent.
Warum aber klaffen politische Zielstellungen und das reale Kundenverhalten so weit auseinander?
Studienergebnisse vermitteln dazu einige Erkenntnisse. Offenbar sind die Autokäufer noch in vielen Bereichen skeptisch in Bezug auf die Alltagstauglichkeit der E-Autos. Das trifft auf Privatkunden ebenso zu wie auf Unternehmen.
Letztere nannten laut einer internationalen Studie von Vattenfall als größte Herausforderungen beim Ausbau einer E-Fahrzeugflotte:
- eingeschränkte Reichweite der Fahrzeuge (66 Prozent),
- mangelnde öffentliche Ladeinfrastruktur (60 Prozent),
- lange Ladezeiten (59 Prozent),
- zu wenig Parkplätze mit Lademöglichkeiten (59 Prozent),
- hohe Anschaffungskosten (56 Prozent) und
- komplizierte Abrechnung der Ladekosten (45 Prozent).
Dieses Bild bestätigt eine aktuelle Allensbach-Umfrage für die Deutsche Akademie der Technikwissenschaften. Danach ist zwar die Mehrheit der Deutschen überzeugt, dass sich der Elektroantrieb in den nächsten zehn Jahren durchsetzen werde. Aber nur 22 Prozent halten dies für wünschenswert. Für nur 23 Prozent käme der Kauf eines E-Autos grundsätzlich überhaupt in Betracht.
Dieser Wert entspricht auch den Ergebnissen des ARD-DeutschlandTrends. Danach plädierte nur jeder Vierte (25 Prozent) für ein Verbrenner-Verbot in der EU im Jahr 2035.
Ein weiterer Grund für die geringere Nachfrage nach E-Autos im laufenden Jahr dürfte in der rückläufigen Förderung liegen. Statt der bis zu 9.000 Euro, die noch bis Ende 2022 erreichbar waren, gibt es noch maximal 6.750 Euro Umweltbonus von Staat und Herstellern. Für Plug-in-Hybride wurde die Kaufprämie komplett gestrichen. 2024 wird die Förderung weiter sinken. Der Bundesanteil liegt dann bei 3.000 Euro, der Herstellerzuschuss bei 1.500 Euro. Antragsberechtigte sind ausschließlich Privatpersonen, deren E-Autos maximal 45.000 Euro netto kosten dürfen, um gefördert zu werden.