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25.09.2023 FUEL & GAS LOGISTICS

Dauerbrenner Fahrermangel

Die Zahlen schwanken – aber ob 70.000 oder 100.000 fehlende Fahrer, das Problem bleibt und wird wohl in den kommenden Jahren auch nicht kleiner.

Die Suche nach geeigneten Fahrern wird für alle Unternehmen im Logistikbereich zunehmend schwieriger. Erst Ende Mai 2023 hieß es in einem Beitrag von tagesschau.de, dass etwa 100.000 Lkw-Fahrer in Deutschland fehlen.

Der Bundesverband Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung e. V. (BGL) geht davon aus, dass pro Jahr etwa 30.000 Berufskraftfahrer in Rente gehen, aber nur rund 17.000 Berufseinsteiger nachrücken. Da circa ein Drittel der Berufskraftfahrer im Straßengüterverkehr älter als 55 Jahre ist, dürfte die Fachkräftesuche in diesem Bereich in den kommenden Jahren nicht einfacher werden. Auch können nicht so einfach ausländische Fahrer für deutsche Speditionen tätig werden, da sie in Deutschland ihren Führerschein neu erwerben müssen.

Eine Konsortialstudie zur „Begegnung von Kapazitätsengpässen in der Logistik mit Schwerpunkt Fahrpersonal“ geht davon aus, dass im Jahr 2023 voraussichtlich mehr als 70.000 Lkw-Fahrerinnen und -Fahrer fehlen würden. Initiiert wurde die Studie im Februar 2022 unter der Leitung der Professoren Wolfgang Stölzle von der Logistics Advisory Experts (Spin-off der Universität St. Gallen), Thorsten Schmidt von der Technischen Universität Dresden und Christian Kille vom Institut für Angewandte Logistik der Technischen Hochschule Würzburg-Schweinfurt (THWS).

Untersucht wurde nicht nur der Fahrermangel, sondern ebenso Möglichkeiten, wie man diesem begegnen kann. Und hier ist dringender Handlungsbedarf gegeben. Denn die wirtschaftlichen Auswirkungen sind beträchtlich. So hatte der Fahrermangel allein in 2022 eine Kostensteigerung für den Logistikbereich von drei Prozent zur Folge. Die Mehrbelastung für die deutsche Wirtschaft wird auf zehn Milliarden Euro geschätzt.

Aber warum sind die Nachwuchssorgen so groß? Die Studie hat dazu 40 Ursachen ermittelt. Dazu gehören die Arbeitsbedingungen, das Arbeitsumfeld, aber auch das Berufsbild in der Öffentlichkeit.

Der mittelständische Energiehandel sieht hier gewisse branchenspezifische Vorteile. So sind die Fahrer, die beispielsweise Brenn- und Kraftstoffe zu Endkunden oder Tankstellen bringen, oft langjährig fest angestellt, arbeiten im Unterschied zu Fernfahrern in der Regel in Wohnortnähe zu regelmäßigen, gut planbaren Arbeitszeiten und repräsentieren neben ihrer Fahrertätigkeit auch häufig ihr Unternehmen direkt bei der Belieferung des Endkunden.

Die Konsortialstudie hat allerdings nicht nur untersucht, wie viele Fahrer fehlen, sondern auch Maßnahmen analysiert und bewertet, wie dem Mangel begegnet werden kann.

19 Maßnahmen davon besitzen ein hohes Potenzial und genießen besondere Popularität, wie die Studienautoren es beschreiben. Auf politischer Ebene ließe sich etwa der Ausbau der Parkplätze vorantreiben. Auch der Einsatz eines speziellen Verantwortlichen für die Belange des Fahrpersonals im Unternehmen sowie Optimierungsmaßnahmen im Logistikbereich durch Digitalisierung erscheinen vielversprechend.

Eines stimmt auf jeden Fall positiv: Eine Befragung ergab, dass Lkw-Fahrer grundsätzlich mit ihrer Berufswahl zufrieden sind.

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