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Ausblick: Preise und Versorgung
Der Nahost-Konflikt – ausgelöst durch den Großangriff der Hamas auf Israel – hatte bisher nur einen geringen Einfluss auf die Rohölnotierungen. Nach einem kurzen Anstieg überwogen andere Faktoren und drückten das Niveau bei Rohöl der Sorte Brent Anfang Dezember wieder deutlich unter 80 US-Dollar pro Barrel. Daran konnten auch die jüngste OPEC+-Sitzung und die dort vereinbarten freiwilligen Förderkürzungen nichts ändern.
Für alle, die tanken müssen, waren das zunächst gute Nachrichten. Wie der ADAC berichtete, sanken die durchschnittlichen Preise an den Tankstellen bis Ende November weiter. Allerdings: Diesel blieb vergleichsweise teuer und kostete zum Teil sogar mehr als Benzin an der Zapfsäule.
Die Gründe dafür dürften weniger in der Entwicklung der Rohölnotierungen liegen. Deutschland war schon immer auf den Import von Dieselkraftstoff angewiesen, da die inländische Produktion den Bedarf nicht decken kann. Rund 12,5 Prozent des Verbrauches wurde noch 2022 aus Russland gedeckt. Wegen des Ukrainekrieges importiert die EU – und damit auch Deutschland – aber seit 5. Februar 2023 keine Raffinerieprodukte wie Diesel, Benzin aber auch Schmierstoffe mehr aus Russland.
Engpässe hat es bisher deswegen noch keine gegeben, die fehlenden Mengen konnten durch Lieferungen aus anderen Ländern kompensiert werden.
Seit Ende Oktober machten indes Meldungen die Runde, die vor einer Dieselknappheit in Nordeuropa warnen. Deutschland könnte davon besonders betroffen sein. Ein Grund dafür waren die Probleme in der Bayernoil-Raffinerie, die nach einem Brand Anfang Oktober ihre Dieselproduktion weitgehend eingestellt hat. Betroffen waren davon vor allem Süddeutschland. Die Auswirkungen dürften aber weitere Kreise ziehen, zumal zu den sogenannten „Gasölen“ neben Diesel auch Heizöl zählen. Kommt ein kalter Winter, hätte das einen erhöhten Gasölbedarf zur Folge und würde den Mangel an Dieselkraftstoffe zusätzlich verstärken. Sobald einer der zwei Werksteile der Bayernoil-Raffinerie wieder produziert, dürfte das die Lage entspannen.
Positiv ist auch, dass die brandenburgische PCK-Raffinerie Schwedt im dritten Quartal 2023 eine Auslastung von erneut 80 Prozent erreicht hat, nachdem die Anlage im ersten Halbjahr nur mit 60 Prozent lief.
Für Entspannung im Markt könnte auch ein rezessionsbedingter Rückgang der Dieselnachfrage sorgen. Wie der Bundesverband Spedition und Logistik einschätzte, sei die Transportnachfrage in verschiedenen Teilbereichen wie etwa der Baubranche stark rückläufig.
Nach der aktuellen Lage besteht also kein Grund zur Panik und auch nicht zu der Annahme, den Tankstellen könne bald der Diesel ausgehen oder die Preise würden durch die Decke schießen.
Und wie geht es weiter?
Hier – wie könnte es auch anders sein – sind sich die Experten uneins. Die Organisation Erdöl exportierender Länder (OPEC) prognostiziert in ihrem neuen Jahresbericht eine steigende Ölnachfrage bis 2045 auf 116 Millionen Barrel pro Tag.
Die Internationale Energieagentur rechnet in ihrem aktuellen World Energy Outlook damit, dass die Ölnachfrage (ohne Biokraftstoffe) aufgrund der politischen Maßnahmen zur Reduzierung fossiler Energieträger schon Ende des Jahrzehntes bei 102 Millionen Barrel pro Tag ihren Höhepunkt erreicht.
Ganz naheliegend und speziell für Deutschland kommt aber mit der Anhebung des CO2-Preises ab 1. Januar 2024 ein weiterer Preistreiber auf die Logistikbranche zu. Die hat schon die CO2-bedingte Mautsteigerung ab 1. Dezember 2023 zu verkraften. Billiger dürfte es also eher nicht werden, sollten nicht die Ölpreise unerwartet in den Keller gehen.